Berufsbild- aus Sicht der Tageseltern
Wie sieht eigentlich der Alltag einer Tagesmutter/eines Tagesvaters aus? Lesen Sie hier...
Stimmen....
Alexandra S.:
"Ich habe selbst zwei Kinder, eines geht schon zur Schule und eines ist im Kindergarten. Die Betreuung der Tageskinder lässt sich wunderbar mit der Betreuung meiner eigenen Kinder vereinbaren. Von Beruf bin ich eigentlich Immobilienkauffrau. Als meine eigenen Kinder zur Welt kamen, stand ich vor der Frage, wie es nun beruflich weitergehen kann. Ich wollte immer schon gerne mit Kindern arbeiten und habe mich kurzerhand entschlossen, den Qualifizierungskurs mitzumachen. Dabei war ich ganz schön überrascht, wie anspruchsvoll und tiefgehend die Themen sind, die dort vermittelt werden. Ich habe so viel dazugelernt, was ich auch privat brauchen konnte. Ob ich wieder in meinem erlernten Beruf arbeite, weiß ich noch nicht. Eigentlich hatte ich das geplant, aber jetzt gefällt mir die Arbeit in der Kindertagespflege so gut..."
Miriam O.:
"Für mich war immer klar, dass ich mit Kindern arbeiten will. Aber wie das früher so war- man lernte das, was man so bekam. Ich habe als Verkaufsstellenleiterin immer mit Menschen zu tun gehabt, bloß: die waren erwachsen. Dann habe ich von der Qualifizierung gelesen und mich informiert. Meine Familie hat mich sofort dabei unterstützt. Ich habe jetzt mit 45 Jahren meine Berufung gefunden. Über den Kontakt mit den anderen selbstständigen Kindertagespflegpersonen und auch durch die Fachberatung im Kindertagespflegebüro bin ich bestens vernetzt und fühle mich, obwohl ich im Alltag keine Kollegen habe, gar nicht wie auf einer "einsamen Insel". Am Anfang hatte ich ein wenig Bedenken, als ich ein Konzept schreiben musste und auch die ersten Elterngespräche waren eine Herausforderung für mich. Einige Eltern sind ganz zwanglos, andere hinterfragen sehr viel und sind erst einmal kritisch. Aber mittlerweile habe ich ein gutes "Standing", ich weiß was ich kann; ich habe ein pädagogisches Konzept das gut ankommt und sogar schon eine Warteliste bis übernächstes Jahr. Sehr positiv überrascht hat mich der gute Verdienst. Als Verkaufsstellenleiterin habe ich das nicht verdient, sondern sehr viel weniger und noch dazu musste ich oft zu Zeiten arbeiten, wo andere bei ihrer Familie waren."
Dorothea K.:
Ich habe im Kurs eine sehr nette Frau getroffen. Die Chemie stimmte sofort. Wir haben uns näher kennengelernt und uns darüber ausgetauscht, wie wir uns den Beruf der Tagesmutter vorstellen und haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Mittlerweile sind wir Freundinnen geworden. Natürlich mussten wir beide dennoch Kompromisse eingehen, wenn es z. B. um die Frage ging, ab wann wir Kinder betreuen wollen, an wie vielen Tagen in der Woche und wie unser Konzept aussehen soll. Jede von uns hatte da ihre Vorstellungen. Meine Kinder sind groß und ich bin unabhängig, Stefanie ist erst kürzlich Mutter geworden. Herausgekommen ist ein wunderschönes Konzept. Wir nennen uns nun "Großtagespflege Pippi Langstrumpf". Zunächst beginnen wir in der Wohnung meiner Freundin Stefanie. Wenn es gut läuft -und nach drei Monaten waren wir bereits bis in den nächsten Sommer ausgebucht- werden wir uns andere Räumlichkeiten anmieten. Wir haben viele Vermittlungsvorschläge durch das Kindertagespflegebüro erhalten. Dann nehmen wir Kontakt zu den Eltern auf und laden sie zum Kaffee ein. Dabei stellen wir unser Konzept vor und fragen die Eltern, was sie sich vorstellen. Wir geben den Eltern dann einen Betreuungsvertrag mit, erläutern die Eingewöhnung und verabreden uns zu einem zweiten Treffen. Schließlich müssen wir über Jahre gut zusammen passen, da nehmen wir uns am Anfang lieber gleich etwas mehr Zeit. Manchmal ärgert es mich, wenn Eltern mit der Einstellung zu uns kommen, dass wir nur der "Notnagel" sind, weil sie keinen Krippenpatz bekommen haben. Dafür freuen wir uns immer umso mehr, wenn Eltern positiv überrascht sind, dass Kindertagespflege ein so professionelles Betreuungsangebot ist. Viele Eltern hatten ein ganz anderes Bild."
Martin A. und Bärbel O.
Wir waren beide in einer Einrichtung als Kollegen tätig und sind beide Erzieher/Erzieherin. Immer wieder sprachen wir darüber, wie schön es wäre, selbstständig zu arbeiten. Unser Kopf sprühte nur so von Ideen, was wir anders, was wir besser machen wollten. Natürlich ist es wichtig, sich an den Niedersächsischen Bildungs- und Orientierungsplan zu halten. Aber wenn es draußen schneit, wollen wir spontan rausgehen und nicht etwas basteln "müssen", was heute "dran" ist. Und natürlich ist auch die Dokumentation wichtig, aber vor lauter "Papierkram" fühlten wir uns kaum noch als Pädagogen. Wir haben uns dann im Kindertagespflegebüro beraten lassen. Dort wurde uns die Selbstständigkeit erklärt und sie sieht in der Kindertagespflege ganz anders aus, als in anderen selbstständigen Berufen. Das hätten wir nicht gedacht. Und wir können immer Hilfe durch die Fachberatung bekommen. Nicht nur zu Beginn, sondern fortwährend. Wir haben den Schritt gewagt. Wir waren sofort "ausgebucht" und haben eine Warteliste. Und siehe da- eine Firma kam auf uns zu und fragte, ob wir uns nicht auch vorstellen können, die Großtagespflege in deren Räumen für die Mitarbeiterkinder weiterzuführen. Wir konnten "unsere" Tageskinder mitnehmen und sind mittlerweile bereits über Jahre für die Firma tätig. Man hat uns wunderbare Räume zur Verfügung gestellt und wir durften bei der Gestaltung komplett mitbestimmen. Und dann hat man uns sogar noch angeboten uns anzustellen. Wir arbeiten professionell, ebenfalls nach dem Niedersächsischen Bildungs- und Orientierungsplan und wir dokumentieren auch die Entwicklung, aber wir arbeiten viel freier und näher an den Familien. Den Schritt in die Kindertagespflege bereuen wir keinen Tag.
Lisa N.
Ich bin Erzieherin und habe jahrelange Kindergarten- und Krippenerfahrung. Ich gebe zu, dass ich immer dachte, dass Tagesmütter halt nur ein wenig auf Kinder aufpassen, aber ansonsten keine pädagogische Arbeit leisten, so wie wir Erzieherinnen. Schließlich haben wir ja auch eine lange Ausbildung hinter uns. Da wurde ich dann aber eines Besseren belehrt. Durch eine Freundin, die ihre Kinder bei einer Tagesmutter hat, bin ich mit dem Bereich Kindertagespflege in Berührung gekommen. Nun, was soll ich sagen? Ich war mehr als erstaunt, als ich gesehen und erlebt habe, wie dort gearbeitet wird. Natürlich gibt es gute und schlechter Erzieher, gute und schlechte Lehrer und sicher gibt es auch Unterschiede bei den Tageseltern. Aber was ich dort gesehen und erlebt habe, hat mich tief beeindruckt. Ob es nun die pädagogische Konzeption war, oder die Räume, die professionelle Haltung der Tagesmutter zu ihrer Arbeit, die partnerschaftliche Elternarbeit- einfach alles hatte ich mir anders vorgestellt. Dann kam noch hinzu, wie gut die Tagesmutter administrativ arbeitete. Es gibt Betreuungsverträge, es gibt Mappen für jedes Kind, in denen die gesamte Verwaltung, wie Stundenabrechnung etc. aufbewahrt werden, es gibt Portfoliomappen, es gibt Entwicklungsbögen, usw. Aber das Beste: Die Kinder waren allesamt gut zufrieden und schienen sich äußerst wohlzufühlen. Die Gruppe war klein und überschaubar, die Stimmung entspannt. Und es gab ganz viele Parallelen zu meinem Job: Begrüßung der Kinder, eigene Garderoben, Beobachtung und Dokumentation, Stuhlkreis, gemeinsames Essen.... Und nun- arbeite ich selbst in der Kindertagespflege! Ich habe den Schritt gewagt und bin super zufrieden. Sogar der Verdienst ist besser. Ich biete 5 Plätze von 07.00 bis 17.00 Uhr an und dadurch habe ich ein sehr gutes "Gehalt" und bin gleichzeitig meine eigene Chefin. Dass ich fast 2000 € steuerfrei verdiene, weil es eine gesetzlich verankerte Betriebsausgabenpauschale gibt, ist der Hammer. Derzeit plane ich mit einer ehemaligen Kollegin gemeinsam eine Großtagespflege zu eröffnen. Da ich zeitlich flexibel bin, kann ich die Kinder betreuen, deren Eltern Vollzeit arbeiten. Meine Kollegin hat noch ein Grundschulkind und wird deshalb erst andere Zeiten anbieten und Tageskinder aufnehmen, die bis 14 Uhr Betreuung brauchen. Später, wenn auch sie flexibler arbeiten kann, überlegen wir sogar, dass wir die Zeiten so anbieten, dass auch Eltern aus Pflegeberufen einen Betreuungsplatz bei uns finden können. Das Beste ist, dass wir auch noch eine Vertretungskraft gefunden haben. Eine Erzieherin in Rente kommt zweimal wöchentlich zu uns und bleibt ca. zwei Stunden. Dafür entlohnen wir sie auch, aber das geht bei unserem Verdienet locker. Und wenn eine von uns ausfällt, dann vertritt sie uns und kann ihre Arbeit direkt abrechnen, denn sie wird über den Landkreis bezahlt. Meinen Urlaub gebe ich immer bereits im November des Vorjahres bekannt und es hat noch keine Probleme mit den Eltern deswegen gegeben. Das werden wir in der geplanten Großtagespflege genauso handhaben. Die Fachberatung hat mir vom ersten Tag an zur Seite gestanden und ich hatte nie das Gefühl, allein dazustehen.