Wussten Sie schon...?
Hier berichten wir über interessantes, witziges, kurioses, bemerkenswertes rund um das Thema Pädagogik und in eigener Sache.
Wussten Sie schon...,
dass kleine Kinder sich oft im sogenannten "Toddler Style" begegnen?
Toddler kommt aus dem Englischen und bedeutet "Kleinkind". Gemeint sind damit ganz typische Kleinkindspiele und Interaktionen. Bestimmt haben Sie das sogar schon einmal beobachtet. Ein Kind fängt an, mit den Händen auf den Tisch zu klatschen, ein anderes ahmt es nach und plötzlich klatscht die ganze kleine Gruppe auf den Tisch. Oder eines beginnt in den Becher zu "rufen" und ruck-zuck haben sie einen kleinen Chor. Oder plötzlich hüpfen alle um denselben Gegenstand.
Schneider und Wüstenberg (2014) sprechen mit Bezug auf die internationale Forschung vom sog. Toddler Style. Wenn Kinder sich geborgen fühlen, finden sie oft zu ganz eigenen Spielen mit ihren (gleichaltrigen) Peers und regen sich zu Nachahmungen an. Gute pädagogische Fachkräfte begleiten diese Entwicklung der eigenen (Spiel)Kultur und stoppen diese (auch bei Tisch) nicht sofort. Es macht Freude zu sehen, wie Kinder sich verständigen und dazu nicht einmal unbedingt Worte benötigen.
Die norwegische Kleinkindforscherin Gunvor Løkken hat festgestellt, dass bei ungefähr gleichaltrigen Kleinkindern in überschaubaren, festen Gruppen der Kindertagesbetreuung bestimmte Merkmale in Peer-Interaktionen immer wieder auftauchen und häufig wiederholt werden: vor allem große Spielfreude, eine hohe Dynamik in den Bewegungen, Spaß an rhythmischen, melodischen und tänzerischen Elementen (vgl. Løkken 2009, S. 37 f.). Diese besonderen Spiel- und Ausdrucksformen von jungen Kindern, für die Løkken den Begriff "toddler style" (Kleinkindstil) geprägt hat, machen deutlich, dass Kinder in Spielpartnerschaften vielfältige Erfahrungen mit einander gewinnen und deshalb zu klären ist, wie aus Spielpartnerschaften Freundschaften werden.
Wussten Sie schon…,
dass Kleinkinder sehr wohl schon Freundschaften pflegen? Lange Zeit ging man davon aus, dass Kinder noch keine wirklichen Freundschaften haben können, sondern halt so „zufällig“ mal mit der, mal mit dem in Kontakt kamen. Fragt man jedoch die pädagogischen Fachkräfte, so berichten diese durchaus, dass nicht alle, aber einige ein- und zweijährige Kinder bestimmte andere Mädchen und Jungen deutlich im Spiel bevorzugen, sich in der Tagesbetreuung in besonderer Weise auf einander beziehen und an Wochenenden oder bei Fehltagen gegenseitig sehr vermissen. In der wissenschaftlichen Literatur werden diese Verhaltensweisen nicht prinzipiell bestritten, jedoch wird immer wieder argumentiert, dass man nicht von Freundschaft sprechen könne, weil Kindern "in diesem Alter die abstrakte Vorstellung darüber, was einen Freund von einem normalen Spielpartner unterscheidet, noch nicht möglich ist" (Völkel 2015, S. 91).
Wir wird nun aus einer Spielpartnerschaft eine Freundschaft und wie entwickelt sich dieser Prozess? Aus qualitativer Forschung weiß man mittlerweile, welche Schlüsselprozesse unter befreundeten Kleinkindern anhaltend vorkommen, die zwar aus Spielpartnerschaften hervorgehen, aber in der Regel nicht mit beliebig anderen Kindern der Gruppe stattfinden würden:
1. sich gegenseitig und anhaltend bevorzugen
2. sich im Spiel ausdauernd und anregungsreich auf einander beziehen
3. eigene Themen und Spielstile entwickeln
4. Körpernähe und Intimität suchen
5. Zärtlichkeit und Empathie zeigen
6. für den anderen einstehen: Loyalität
7. sich gegenseitig vermissen.
In überschaubaren stabilen Kindergruppen mit einer Auswahl von annähernd entwicklungsgleichen Mädchen und Jungen sowie großem Spielraum für intensive Auseinandersetzungen im Kita-Alltag haben Kinder die Chance, spezifische Beziehungen einzugehen und zu erproben. Da Kommunikation, Interaktionen, Spiele und Spielpartnerschaften immer in Entwicklung begriffen sind, unterliegen sie auch einer permanenten Veränderung. Manche lösen sich schnell wieder auf, aber einige entwickeln sich auch zu stabilen Freundschaften.
Es gibt bisher keine Forschung aus Kindertageseinrichtungen darüber, wie viele Mädchen und Jungen im Alter bis drei Freundschaften eingehen und was die genauen Gründe dafür oder dagegen sind. Dass über Freundschaften im Kleinkindalter noch immer wenig Informationen vorliegen, kann daran liegen, dass sie im frühen Alter nicht erwartet werden, dass deren Bedeutung für die Entwicklung generell unterschätzt wird und dass sie deshalb wenig beachtet werden. Zudem fehlt es in Praxis und Theorie an einer verbindlichen Definition von Freundschaft im Kleinkindalter, die das Prozesshafte in der Anbahnung von Freundschaft in den Mittelpunkt stellt und in einem breiten Ansatz untersucht, wie sich Freundschaften unter jungen Kindern im Kita-Alltag anbahnen, langfristig weiter entwickeln und auswirken.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Freundschaften sich meistens in einem längeren Prozess herausbilden, dass es sich dabei um gegenseitige, affektive, in der Regel lustvolle und anregungsreiche Beziehungen handelt, die freiwillig eingegangen werden und die in gleichrangigen Kompetenz- und Machtverhältnissen von Peers besonders gut gedeihen. Im Anbahnungsprozess von Freundschaft ist eine eindeutige Zuordnung meistens nicht möglich. Wenn aber mehrere Schlüsselmerkmale in spezifischen Spielpartnerschaften deutlich und anhaltend zu erkennen sind und die Interaktionsprozesse eine starke emotionale Verbundenheit anzeigen, spricht alles dafür, diese als Freundschaftsbeweise anzuerkennen und sich mit der Bedeutung für das individuelle Kind und für die Gruppe auseinanderzusetzen.
(aus: "Doing friendship" von Wiebke Wüstenberg, in: Das Kita-Handbuch, Martin R. Textor und Antje Bostelmann)
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dass es bereits erste Untersuchungen zu den Auswirkungen der Nutzung von Sprachassistenten auf Kinder gibt?
Im Jahr 2018 veröffentlichte die britische Childwise Agency eine Untersuchung mit dem Ergebnis: Da Alexa Anweisungen ohne Wörter wie „bitte“ oder „danke“ ausführt, fürchten Experten, dass Kinder zu unhöflichen Wesen heranwachsen, die bloß noch befehlen. „Alexa, lies mir eine Gute-Nacht-Geschichte vor! Alexa, ich will...!“
Quelle: ww.tagesspiegel.de
Ein anderes Problem untersucht nun die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Nicht einmal jede vierte KI- Fachkraft(KI = künstl. Intelligenz) sei eine Frau. Daraus ergebe sich die Frage, ob sich dies auch in Denkmustern bei der Künstlichen Intelligenz widerspiegele. Die Unesco hatte bemängelt, dass Siri und Alexa Gender-Stereotype reproduzieren. Demnach seien sie unterwürfig, gehorsam und stets freundlich. Vor dem Hintergrund, dass Kinder mit der Technologie aufwüchsen und Sprache ein Geschlechtsmarker sei, bestehe die Gefahr, dass bestimmte Vorstellungen von Frauen transportiert würden – als dienende Maschinen.